Der regulierte EU-Roaming-Tarif soll für weitere zehn Jahre erhalten bleiben. Aktuell ist das Modell bis Juni 2022 befristet. Nun hat der Industrieausschuss des EU-Parlaments grünes Licht für eine Verlängerung bis 2032 gegeben. Bemerkenswert war dabei die Einigkeit der Volksvertreter bei der Abstimmung über den entsprechenden Verordnungs-Entwurf. Bei 67 Ja-Stimmen gab es nur sieben Enthaltungen und keine Gegenstimmen.
Die Parlamentarier haben den ursprünglichen Entwurf der EU-Kommission im Interesse der Verbraucher sogar noch angepasst. So sollen die Verbraucher im Ausland die gleiche Netztechnologie und Übertragungsgeschwindigkeit wie in ihrem Heimatnetz zur Verfügung haben. Es wäre demnach nicht mehr statthaft, den Mobilfunkanschluss der Kunden im Roaming von LTE oder 5G auf UMTS herabzustufen. Auch eine maximale Datenübertragungsgeschwindigkeit, die niedriger als im Heimatnetz ist, wäre nicht mehr erlaubt. Voraussetzung ist, dass der Netzbetreiber im Reiseland die gleichen technischen Rahmenbedingungen bietet wie das Unternehmen, über den der Kunde in seinem Heimatland telefoniert, simst und im Internet surft.
Großhandelspreise für Daten-Roaming sollen weiter sinken
Wie das Onlinemagazin heise berichtet, sollen auch die Großhandelspreise für den Internet-Verkehr im EU-Ausland weiter sinken. Diese sind entscheidend für die Fair-use-Grenze, die Mobilfunk-Provider für Daten-Roaming anwenden können. Aktuell liegt der Großhandelspreis für ein Gigabyte Datenverkehr bei 3,57 Euro. Für das kommende Jahr wurde bereits eine Reduzierung auf 2,975 Euro festgelegt.
Bleibt es bei der aktuellen Entscheidung des Industrieausschusses des EU-Parlaments, dann soll der Preis bis 2025 auf 60 Cent sinken. Dadurch hätten beispielsweise auch Kunden, die im Heimatnetz über eine echte Daten-Flatrate verfügen, jenseits der Landesgrenzen deutlich mehr Datenvolumen als bisher zur Verfügung, wie Sie unserem Ratgeber zur Fair use Policy entnehmen können.
Verbesserungen soll es neben dem Mobilfunk auch im Festnetz geben. Hier ist der Preis für ein Auslandsgespräch derzeit auf 19 Cent pro Minute begrenzt. Künftig sollen Kunden nur die tatsächlichen Mehrkosten des Anbieters gegenüber einen Telefonat innerhalb seines Heimatlandes zahlen - im Festnetz und mit dem Handy. Notrufe per Telefon oder SMS müssen generell auch im EU-Roaming kostenfrei angeboten werden.
Warnung vor Kostenfallen
Dem Bericht zufolge ist es ebenfalls vorgesehen, dass Provider ihre Kunden vor drohenden hohen Kosten warnen - etwa wenn sich die Anwender in Bereichen aufhalten, wo der regulierte Tarif nicht mehr greift. Das kann in Grenznähe zur Schweiz oder zu Monaco der Fall sein oder auch im Bereich von Schiffs- oder Flugzeugnetzen.
Nun müssen EU-Parlament und -Rat dem Entwurf noch zustimmen, sodass die neue Verordnung umgesetzt werden kann. Genug Zeit dafür haben die Gremien, denn im kommenden Dreivierteljahr greift noch die bereits bestehende Regulierung. Seit dem 15. Juni 2017 gilt die Roam-like-at-home-Regelung in allen EU-Staaten sowie in den EWR-Ländern Island, Liechtenstein und Norwegen.
Im Vereinigten Königreich gilt der regulierte Tarif aufgrund des Austritts aus der Europäischen Union nicht mehr. Erste Mobilfunk-Provider haben bereits reagiert und Roaming-Aufschläge eingeführt. Für die Kunden der deutschen Netzbetreiber ändert sich zunächst bis zum Jahresende nichts. Ob ab Anfang 2022 bei der Mobilfunk-Nutzung in London, Glasgow oder Belfast Zusatzkosten drohen, ist noch nicht entschieden.
Quelle: https://www.teltarif.de/eu-roa…gulierung/news/86042.html