Das ist definitiv Frevel !!! Ich habe damals noch die "Originalen" 6310 und 6310i vertrieben.
2G only: Erfahrungen mit dem Nokia 6310 (2021)
Nokia/HMD hat die Kultmarke für Handys wieder belebt. Die Zielgruppe sind einfache, bezahlbare Handys. Nur mit einem reinen 2G-Gerät ist nicht mehr viel anzufangen.
Von Henning Gajek
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Beim Namen Nokia denken die meisten Leser sicher an vergangene Zeiten und legendäre Handys. Eine lange Akkukapazität (eine Woche und mehr) war damals völlig normal. Wer heute mit seinem Smartphone zwei Tage schafft, darf sich glücklich schätzen.
Dass Nokia heute in erster Linie ein Lieferant von Netzwerktechnologie ist, also Sendestationen, Antennen, Vermittlungs-Server, Router aber auch Cloud- und Sicherheitssysteme baut, ist der mobil telefonierenden Öffentlichkeit eher weniger bewusst. Nokia hat inzwischen Siemens Mobilfunk, Alcatel-Lucent und weitere Marken übernommen und ins Unternehmen integriert. Der Konzern ist weltweit unterwegs, wird übrigens inzwischen wieder von einem Finnen geleitet, der noch die "alte Nokia" kennt.
Für die Allgemeinheit steht "Nokia" beispielsweise für das erste Nokia 3310, das vielleicht noch von dem einen oder der anderen Nutzer im Alltag verwendet wird. Kommunikationsprofis trauern bis heute der Communicator-Serie nach, die mit dem Nokia 9000 begann, gefolgt von den Modellen "9110(i)", "9210", "9500" und "9510" sowie verschiedenen Modellen der E-Serie.
Comeback des Nokia 6310
Ungewöhnliche Verpackung. Das eigentliche Handy wird unter einer extra Folienhülle präsentiert
Foto: Henning Gajek / teltarif.de Datenblätter
"Neue" Handys der Marke Nokia werden vom finnischen Unternehmen HMD Global auf den Markt gebracht, die von dem Original-Konzern Nokia Oy das Recht erworben haben, die Marke "Nokia" dafür zu nutzen. HMD wiederum beauftragt Unternehmen, z.B. in Vietnam und anderen Ländern, ihnen Handys nach ihren Vorgaben zu bauen. Schon seit dem vergangenen Jahr ist das Nokia 6310 wieder da. Wirft man eine Suchmaschine im Internet an und gibt "Nokia 6310" ein, taucht unter den Ergebnissen das Nokia 6310i auf, das stellenweise noch "neu" für 200 bis 250 Euro angeboten wird. Ob das Gerät wirklich neu ist, weil es seit gut 20 Jahren nicht mehr hergestellt wird, darf bezweifelt werden.
"Neu" ist das Nokia 6310 (2021), das außer dem kultigen Namen mit dem Modell von damals, von dem uns die PR-Abteilung weismachen will, dass es "Ziegelstein" geheißen habe (der Autor hat noch zwei Stück und kann sich daran nicht erinnern), nichts gemein hat.
Das neue Nokia 6310 (2021) ist größer und steckt in einem Gehäuse aus flexiblem Polycarbonat. Das Display ist größer und unterstützt die Farbanzeige. Jeder Tastendruck wird von einem "Blubbern" quittiert. Es gibt einen "Navigationsknopf", der in vier Richtungen nutzbar ist.
Software-Blick ins Innenleben
Die Ladebuchse ist nicht mehr ein Nokia-typischer Hohlstecker, sondern ein inzwischen auch schon in die Jahre gekommener Micro-USB-Anschluss. Damit kann das neue Gerät mit einem PC verbunden werden. Es werde zwei Laufwerke gefunden. Das eine Laufwerk ist der Speicher im Gerät selbst, das andere ist die eingelegte SD-Speicherkarte, die nicht zum Lieferumfang gehört.
Auf dem Gerät werden drei Verzeichnisse sichtbar: "Filearray", "OperaMiniCustom" und "Pictures". In "Pictures" werden Fotos abgespeichert, wenn keine separate SD-Speicherkarte eingelegt ist. Ein Testbild mit der 0,3-MegaPixel-Kamera ist stark verrauscht, braucht dafür aber nur 31 kB an Speicher.
Alte Anschlüsse nicht fortgeführt
Bei der Ersteinrichtung müssen die AGBs akzeptiert werden
Foto: Henning Gajek / teltarif.deDer wahre Nokia-Fan hätte es gut gefunden, wenn die Marke seine damaligen Standard-Anschlüsse weiter verwendet hätte. Dann wären Autos mit werkseitiger Freisprecheinrichtung für die Nokia-6210/6310-Familie weiter nutzbar gewesen. Vermutlich werden nicht mehr so viele Autos aus dieser Zeit unterwegs sein oder deren Besitzer hüten noch die Original-Telefone wie ihren Augapfel.
Als Klingelton und nach dem Einschalten ertönt die alte Nokia-Melodie. Sie kann geändert werden. Die "neue" Melodie klingt etwas rau.
Einschalten und Akku
Zum Einschalten muss die "Auflegen"-Taste lange gedrückt werden, bis der Schriftzug "Nokia" erscheint. Das kann mit 8 bis 9 Sekunden etwas länger dauern. Nach Eingabe der SIM-PIN und Druck auf "OK" passiert 1 bis 2 Sekunden wieder nichts, bis das Gerät "OK" meldet. Gut, ein langsamerer Prozessor braucht auch weniger Strom.
Falls das Handy nicht mehr reagiert, hilft ein kurzes Ziehen und Wiedereinlegen des Akkus, der mit 1150 mAh, 3,7 Volt und 4255 mWh spezifiziert ist. Das Handy kann ruhig eine Woche ohne Nachladung auf Empfang herumliegen, und macht sich rechtzeitig mit einem ungewohnten Doppelton bemerkbar, dass es wieder aufgeladen werden möchte.
Geblieben ist die Tastenkombination *#0000#, die uns verrät, dass es sich hier um das Nokia 6310 mit der Software-Version 11.00.17.04 vom 23-08-2021 unter der werksinternen Bezeichnung TA-1400 handelt.
Menü ohne App-Store
Das Hauptmenü des Nokia 6310. Einen App Store gibt es nicht
Foto: Henning Gajek / teltarif.deDrückt man die "Feuertaste" am Navi-Knopf, erscheint ein Menü, wie es von Geräten mit KaiOS bekannt ist. Aber einen App-Store haben wir nicht gefunden. Dafür gibt es ein Browser-Menü. Wird das gestartet, versucht das Gerät beim ersten Mal den OperaMini-Browser aus dem Internet zu laden.
Surfen mit dem Browser ist nichts für zartbesaitete Gemüter. Einfache Webseiten können damit mit etwas Übung und Geduld schon aufgerufen werden, heutige Multimedia- und Script-Seiten kann man aber komplett vergessen.
Platz für zwei SIM-Karten plus SD-Karte
Das Nokia 6310 ist für zwei SIM-Karten ausgerüstet. Als Format wurde Mini-SIM gewählt. Das könnte dem Zielmarkt in Afrika oder Asien geschuldet sein. Wer eine neue SIM-Karte erwirbt, bekommt diese im 3-in-1-Format. Sie sollte besser noch nicht auseinander gebrochen sein oder behutsam wieder zusammengefügt werden, sofern man die Transport-Rahmen nicht vorher weggeworfen hat.
Ein dritter Schacht nimmt eine SD-Speicherkarte auf, die bis 32 GB groß sein kann. Platz für viel Musik und eine Menge Bilder, sofern man mit der Kamera Bilder machen will, ist damit nicht gegeben.
Das neue 6310 bietet die Möglichkeit, die Schriftgröße zu erhöhen und eine Sprachansage zu wählen, welche die aufgerufenen Menüs ansagt. Das ist für Personen mit beeinträchtigtem Sehvermögen sicherlich eine interessante Option.
Nur GSM, kein 3G
Das Nokia 6310 hat einen wechselbaren Akku (BL4-WL) und Platz für zwei Mini-SIM und eine MicroSD-Speicherkarte
Foto: Henning Gajek / teltarif.deNun kommen wir zum Knackpunkt des neuen Modells: Das Mobilfunkmodul des Nokia 6310 kann nämlich nur 2G, besser bekannt als GSM. 4G kann es nicht, und damit ist die Einsetzbarkeit des Telefons extrem eingeschränkt. Datenübertragung über 2G ist in vielen Fällen ein Drama, es fließen kaum oder gar keine Daten.
Leser in der Schweiz beispielsweise muss von dem Gerät dringend abgeraten werden, denn der Schweizer Netzbetreiber Swisscom hate sein 2G-Netz komplett abgeschaltet. Bei Sunrise gibt es noch eine Übergangslösung in Form von "virtuellem GSM", das Software-basiert simuliert wird, aber möglicherweise nicht überall verfügbar ist. Salt teilte uns mit, in der Schweiz schon 98 Prozent seines GSM-Netzes abgebaut zu haben. Reisen in die USA sind mit dem neuen Nokia 6310 ebenfalls auch nicht zu empfehlen, denn dort gibt es gar kein 2G mehr.
Zum Thema 3G sagt die Beschreibung nichts, das kann das Modell ebenfalls nicht. Und selbst wenn: In Deutschland gibts kein 3G mehr, in der Schweiz wird 3G wohl gegen Ende 2025 verschwinden. In andern Ländern wäre 3G noch die Fallback-Ebene, wenn 4G-Telefonie (VoLTE) nicht geht. Aber 4G oder VoLTE kann das Nokia 6310 auch nicht.
Hoffnung auf das Nokia 6310i?
Das originale Nokia 6310 von damals konnte einiges auch nicht. Nokia schob damals sehr schnell das Modell "6310i" nach. Auf das "neue" 6310i bezogen, müsste das Gerät auf jeden Fall 4G und VoLTE beherrschen, um weltweit bestehen zu können. Ob es dazu kommt, weiß derzeit niemand. Wir müssen uns also überraschen lassen, sollten aber nicht enttäuscht sein, wenn es dann doch nicht so kommt.
Quelle: https://www.teltarif.de/nokia-…fahrungen/news/87659.html